Am 27. Januar war der internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts. Dieser Tag erinnert uns an die Verbrechen des Nationalsozialismus und insbesondere an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau vor 80 Jahren.
Als deutsche Schule im Ausland sind wir unserer besondere Verantwortung bewusst, einen Beitrag zur Aufklärung und Aufarbeitung der Geschichte zu leisten. Aus diesem Anlass haben die Schulleitung, der Geschichtsfachschaft und der SV ein Programm für diesen Tag zusammengestellt, um unsere Schülerinnen und Schüler weiter für das wichtige Thema zu sensibilisieren.
Den Vormittag über versammelten sich Gruppenweise alle Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums (mit Ausnahme des Jahrgangs 12) in der Aula. Gemeinsam schauten sie dort einen Film, der sich mit den Verbrechen der NS-Herrschaft auseinandersetzt. Die Veranstaltung wurde von zwei Mitgliedern der SV begleitet und moderiert, die sich vor und nach dem Film mit einigen eindringlichen Worten zur Bedeutung des Gedenktages und zur Wichtigkeit des Themas an ihre Mitschüler wandten. Im Hintergrund wurden auf einer Leinwand 60.000 Namen von den insgesamt 6 Millionen Opfern des Nationalsozialismus eingeblendet. „Ich glaube fest daran, dass wir als Schule, aber auch als Gesellschaft, gemeinsam stärker sind – so wie die letzten 175 Jahre der Geschichte dieser Schule uns gezeigt haben. Hetze und Hass führen uns nicht weiter, aber ein respektvoller Dialog und die Bereitschaft zuzuhören bringen uns voran“ sagt Diogo O. in seiner Rede.
Wir danken allen Organisatoren für Ihren Einsatz und den Schülerinnen und Schülern für ihr Interesse und ihre Bereitschaft, gemeinsam mit uns die Erinnerung wachzuhalten.
Die ganze Rede der SV möchten wir gerne mit Ihnen teilen:
„Sehr geehrte Mitschülerinnen und Mitschüler,
ich hoffe, es geht euch gut. Wisst ihr, warum wir uns heute hier versammeln? Falls ihr es wisst, bin ich wirklich beeindruckt. Falls nicht, möchte ich es euch erklären: Heute gedenken wir der Opfer des Nationalsozialismus. Vor genau 80 Jahren wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von sowjetischen Truppen befreit. Aus diesem Anlass sind wir heute hier, um uns an diese grausame Zeit und die Millionen von Opfern zu erinnern. Ich war persönlich überrascht: 80 Jahre sind schon vergangen! Auch wenn diese Befreiung nun acht Jahrzehnte zurückliegt, finde ich, dass dieses Thema noch immer von großer Bedeutung für unsere Gesellschaft ist.
Allerdings habe ich den Eindruck, dass sich viele junge Menschen heute nicht ausreichend mit dieser Geschichte auseinandersetzen. Genau deswegen sind wir heute hier, um uns an eine Zeit zu erinnern, in der über sechs Millionen jüdische Menschen und andere Menschen aus Minderheiten von einem Regime ermordet wurden – einem Regime, dessen Anführer mit der Realität nichts zu tun hatte.
Ich bitte euch, mir kurz zuzuhören: 6 Millionen Menschen – das ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung Portugals. Wenn wir diese Zahl betrachten, können wir uns die Katastrophe kaum vorstellen. 6 Millionen Menschen, die kreativ sind, die Ideen haben, die denken. Das deutsche Grundgesetz sagt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Und es schützt uns auch vor der Gefahr von Hass und Hetze. Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Würde missachtet wird.
Gerade an einem Ort wie diesem, an einer Deutschen Auslandsschule, wo Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenkommen, hat Hass keinen Platz. Ich möchte hier Margot Friedländer zitieren, eine der bekanntesten Überlebenden des Holocausts: „Ich verstehe nicht viel von Politik. Aber ich sage immer: So hat es früher auch angefangen. Seid vorsichtig. Macht es nicht. Respektiert die Menschen, das ist das Wichtigste.“
An diesem Ort, an dem sich viele Kulturen vereinen und den ich seit mehr als 13 Jahren als meine Heimat betrachte, müssen wir trotz unserer unterschiedlichen Sichtweisen besonders darauf achten, einander zuzuhören und gemeinsam Lösungen zu finden. Denn die Konsequenzen, wenn wir dies nicht machen, sind schwerwiegender als wir uns vorstellen können. Niemand hier kann heute noch behaupten, er wisse nicht, wie viele Menschen durch das Nazi-Regime ermordet wurden. Ich glaube fest daran, dass wir als Schule, aber auch als Gesellschaft, gemeinsam stärker sind – so wie die letzten 175 Jahre der Geschichte dieser Schule uns gezeigt haben. Hetze und Hass führen uns nicht weiter, aber ein respektvoller Dialog und die Bereitschaft zuzuhören bringen uns voran.“
Text – Diogo O., SV