„Das Monokel“ – Die Einschränkung des Abtreibungsgesetzes und die verheerenden Folgen für die Frauen in den USA
Es ist zur gefürchteten Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in den USA gekommen: Abtreibung ist offiziell nicht mehr verfassungsrechtlich geschützt. Und die republikanische Mehrheit des „Supreme Courts“ hat es leider geschafft, ihre Agenda durchzusetzen. Die Einschränkung des Rechtes auf Abtreibung hat bei vielen Unterstützern der Pro-Choice-Bewegung Empörung und Wut ausgelöst.
Die Einschränkung besagt, dass jeder Bundesstaat selbst über die Rahmenbedingungen einer Abtreibung oder über ihr ausnahmsloses Verbot entscheiden kann. Diese Einschränkung wurde vor ein paar Monaten, im Voraus, durch einen von der Presse veröffentlichten Urteilsentwurf bekannt gemacht.
Um die Komplexität des Problems zu verstehen, muss man sich bewusst machen, dass „Roe vs. Wade“, ein Gerichtsurteil, das 1973 gefällt wurde, das Recht auf Abtreibung bis jetzt festlegte.
Obwohl Abtreibung bis dato erlaubt war, haben viele republikanische Bundesstaaten, wie zum Beispiel Texas oder Alabama, selbst Gesetze eingeführt, die es Kliniken erschweren, Frauen bei der medikamentösen oder operativen Abtreibung beizustehen. Eine weitere Schwierigkeit für abtreibungswillige Frauen sind die verbal gewaltsamen Proteste, die vor den Kliniken stattfinden und die überwiegend von streng Gläubigen organisiert werden.
Viele republikanische Politiker argumentieren, dass die Abtreibung eine Sünde und eine Ungeheuerlichkeit sei, weil der Fötus ihrer Meinung nach schon Schmerz fühlen kann und als Person gilt. Dagegen kann man einwenden, dass der Fötus laut Medizinern erst in den letzten Monaten der Schwangerschaft wissenschaftlich als Lebewesen eingestuft werden kann und erst dann die Fähigkeit entwickelt, Schmerz zu fühlen.
Die Pro-Life-Bewegung, die die gleiche Meinung teilt wie die Republikaner, ist sich leider nicht bewusst, was für schreckliche Folgen ihr Handeln und ihre Entscheidungen haben werden.
Zum einem werden Frauen damit beginnen, Abtreibungen unter für sie gefährlichen Umständen vorzunehmen, wenn die Betroffenen selbst oder unqualifiziertes Personal diese Eingriffe wagen, da approbierte Ärzte vielfach nicht mehr dazu bereit sein werden, weil sie sich vor rechtlichen Folgen fürchten.
Zum anderen wird das schon seit vielen Jahren problematische Adoptionssystem, welches schon viele Missbrauchsskandale ermöglicht hat, überlastet werden mit einem Zufluss an „ungewollten Kindern“. Diese haben statistisch gesehen ein höheres Risiko, in kriminelle Aktivitäten verwickelt zu werden oder ernste psychische Störungen zu entwickeln.
Man muss sich tatsächlich fragen, warum die Pro-Life-Bewegung mehr Kinder in die Welt bringen möchte, und zugleich hart erkämpfte Frauenrechte zurückdrängt, wenn sie gleichzeitig nicht sicherstellt, dass diese Kinder beschützt werden und ihnen ein mit Liebe erfülltes Heim geboten wird.
Es ist eine wahre Schande, dass die Republikanische Partei eine Entscheidung getroffen hat, welche bei Vielen in den Vereinigten Staaten zu gravierenden Problemen und sehr schwierigen Entscheidungen führen wird.
Wir Frauen sind nicht so weit gekommen, um uns jetzt einen erheblichen Schritt zurückdrängen zu lassen, also nehmt dies als Aufforderung, andere auf den Ernst der Lage aufmerksam zu machen und selbst darüber zu reflektieren, was diese Gesetzeslage in anderen Ländern auslösen könnte. Es kann nicht zugelassen werden, dass Frauenrechte so erheblich eingeschränkt werden.
Von Cleo Tartin